Stei­nen­grün

Berührungspunkt zwischen Mensch und Natur

Ein Projekt von Alex Herbst

4. Semester 2020

Studiengang Innenarchitektur und Szenografie

Übersicht

Das Projekt ist „gross“ gedacht, zeigt dabei aber auf, wie diese „Grösse“ klein beginnen kann und als Prozess zu verstehen ist. Es geht dabei um das Ermöglichen und Fördern von Biodiversität in Koexistenz neben dem menschlichen Leben in der Stadt. Ausgleichsflächen für Pioniervegetation und das erneute Ansiedeln von verschiedensten Arten über den Dächern der Stadt werden angestrebt.

Daneben zeichnet das Projekt eine neue Infrastrukturlösung für Fussgänger*innen und Fahrradwegverbindungen auf und eröffnet dabei eine Alternative zur Konsummeile der Steinenvorstadt, so etwas wie einen Stadtpark über den Dächern Basels, der neue Verbindungen der Stadtquartiere auftut und gleichzeitig Habitat für andere Spezies ist.

Abstract

The project is thought “big”, but shows how this vision can start small and be understood as a process. It is about enabling and promoting biodiversity in coexistence with human life in the city. Compensatory areas for pioneer vegetation and the re-establishment of a wide variety of species above the city’s rooftops are envisaged.

In addition, the project draws up a new infrastructure solution for pedestrians and bicycle paths and opens up an alternative to the consumer mile of Steinenvorstadt, something like a city park above the roofs of Basel, which opens up new connections between the city quarters and at the same time is a habitat for other species.

Detailbeschrieb

Die Steinenvorstadt ist als Ausgangsmeile und Shoppingstrasse bekannt. Einkaufsmöglichkeiten, Kinos und Bars haben sich im Laufe der Zeit hier angesiedelt und gehören fest zum Inventar des Stadtquartiers. Deswegen ist dieser Ort stark vom Konsum geprägt und bietet kaum Raum für Grünflächen und Biodiversität. Fehlende Versickerungsflächen für Wasser und fehlende Flächen für Vegetation führen dazu, dass sich das Quartier im Sommer stark erhitzt und zum Unort wird. Dem soll mein Projekt „Steinengrün“ nachhaltig entgegenwirken.

In Zeiten des Klimawandels sollte jeder von uns etwas für die Natur tun, seinen Konsum einschränken oder zumindest nachhaltiger gestalten, sowie Rücksicht auf Pflanzen und Tiere nehmen. Es geht nicht nur darum die CO2 Emissionen einzudämmen, sondern ein Zeichen gegen den Klimawandel und das Artensterben zu setzten. Wir brauchen Raum für Biodiversität, Raum für Orte ohne Konsumzwang und Raum für Berührungspunkte zwischen Mensch und Natur. Diese Berührungspunkte sind essenziell für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Denn wir wollen die Natur, um uns herum, nur bewahren, wenn wir sie kennen und schätzen.

Um der Natur Raum zurückzugeben bedarf es einer juristischen Grundlage, welche dem Prinzip „nehmen und geben“ entspricht. Das bedeutet, wenn man Bodenfläche im Steinenquartier beansprucht, muss man mindesten zwei Drittel der eingenommenen Fläche der Natur zurückgeben. Zumindest bei den Gebäuden, bei denen es architektonisch umsetzbar ist.

Zahlreiche Dachflächen in der Steinen bieten sich für eine vielseitige Begrünung an, welche wiederum Lebensraum für Vögel und Insekten bieten könnten. Die Bandbreite der Gärten reicht von sonnigen Nutzgärten, bis hin zu schattigen und naturnahen Moosgärten, an denen es zahlreiche Verweil- und Rückzugsm.glichkeiten für Passanten gibt.

Um Berührungspunkte zu schaffen, bedarf es Verbindungen zwischen dem Quartier und den Dachgärten. Dafür gibt es zwei Arten von Wegen, welche die Dachflächen und Strassen des Quartiers miteinander vernetzen.

Die erste Wegebene fungiert als Aorta der grössten und am höchsten frequentierten Orte. Sie verbindet ohne grosse Umwege die wichtigsten Dachflächen untereinander, sowie zum Rest des Quartiers. Die Wege haben eine Breite von 3,5m, sodass sich eine Vielzahl von Passanten darauf bewegen kann. Ausgehend von erhöhten Punkten in der Umgebung, verlaufen sie auf Stützen durch die Häuserreihen in einer Höhe bis zu 24 Metern über dem Boden. Zwischen den Hauptschlagadern verlaufen weniger breite Wege.

Sie laden durch ihre geschlängelte Form zum Spazieren ein und verbinden, über Umwege, die restlichen Dachgärten mit dem Quartier. Sie schaffen nicht nur faszinierende Aussichtspunkte, sondern verfügen auch über ein Regenwasserauffangsystem, welches die Pflanzen an den Seiten der Wege, sowie die Dachgärten bewässern.

Die Umsetzung des Projektes ist ein Prozess, denn Vegetation und Biodiversität braucht Zeit um sich zu entfalten. Daher werden die Dachgärten und Wege in einem Zeitraum von etwa 15 Jahren umgesetzt. So entsteht Weg für Weg und Garten für Garten. Es bleibt Zeit um auf unerwartete Faktoren rechtzeitig reagieren zu können.

Das Projekt Steinengrün fügt dem konsumorientierten Quartier eine entschleunigte und nachhaltige Ebene hinzu, ohne Menschen und Lokale vor Ort zu verdrängen. Es macht den Ort durch seine Gärten und Flanierwege attraktiver und lebenswerter für Menschen, Tiere und Pflanzen.